Dienstag, 23. Januar 2018

Centaurus

An einen roten Morgenhimmel im Winter erinnern mich diese fabelhaften runden Ohrringe. Sie sind aus einem Marillenbaum geschnitzt, jedoch aus Zwetschgenholz. Wie geht das? 

Es war einmal in unserem Vorgarten ein märchenhaft schöner Marillenbaum. Wie die meisten Kulturobstsorten war er ein Mischwesen, veredelt auf einer Unterlage mit ausgewählten Eigenschaften wie Robustheit, Vitalität, einer günstigen Reifezeit, einer guten Fruchtgröße etc. Oberirdisch sah er so lieblich aus, wie Marillenbäume nur lieblich aussehen können: Im zeitigen Frühjahre eine duftige, bassrosarote Blütenwolke, umschwärmt von Hummeln und Bienen. Im Sommer mit hellgrünen, herzförmigen Blättern und bald mit leuchtendorangen saftigsüßen, rotwangigen Marillen. Sein Herbstkleid war strahlend zitronengelb. Doch tief unter der Erde, da war er Zwetschge. Und wie! Gewaltige Zwetschgenwurzeln bahnten sich wie Riesenschlangen ihren Weg durch den Gartenboden. Kraftvoll und ruhelos. Sie wollten nicht unter der Erde bleiben, dort unten im Dunklen, wo sie niemand sah. Voll Eifersucht auf den adretten Marillenbaum, der dort oben im Sonnenschein badete und bewundernde Blicke erntete, wollten sie nichts als hinaus ans Licht. Und das taten sie schließlich. Energische Wurzeltriebe bohrten sich aus der Erde - hunderte Schösslinge schossen hoch.  Diese Zwetschgenschösslinge wuchsen rasant in die Höhe und waren einfach nicht unter Kontrolle zu bringen. Mit seiner starkwüchsigen Unterlage war der Baum viel zu groß für den Vorgarten geworden. In einem Umkreis von sieben Metern (!) kamen immer wieder Wildtriebe nach. Schweren Herzens mussten wir zur Säge greifen und dem Sommermärchen ein Ende setzen.

Doch der Zentaur wandelte sich abermals und lebt weiter. In manchen Schmuckstücken und Löffeln, die aus dem gefällten Marillenbaum gefertigt werden, leuchtet seine unbesiegbare Kraft. Seht ihr ihn? Seht ihr das Rot, das dunkle Rosarot im Holz? Das ist er, der verborgene zweite Teil, die Wurzel. Das sind die Beine des Centaurus.*

*An der rötlichen Färbung des Holzes könnt ihr deutlich die Zwetschge sehen. 











VERLINKT MIT





3 Kommentare:

  1. So wunderschön- du mit Hut und die tollen Ohrringe. Sie sind wirklich apart und ihre Geschichte hat mich beeindruckt!!
    Sehr schön
    Gruß von
    heiDE

    AntwortenLöschen
  2. Sieben Meter Umkreis? Wow!
    Die Ohrringe sind wie immer sehr schön.

    Liebe Grüße
    Sabrina

    AntwortenLöschen
  3. Liebe Veronika, lieber Attila,
    die Farbe der Ohrringe ist sehr schön, weil sie so eine warme rote Färbung haben. Veronika, Du bist ein gutes Model, man kann das nicht genug oft sagen.
    Habt eine schöne Restwoche
    Loretta

    AntwortenLöschen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.