Dienstag, 20. Dezember 2016

Engellieder

Ich ließ meinen Engel lange nicht los,
und er verarmte mir in den Armen,
und wurde klein, und ich wurde groß:
und auf einmal war ich das Erbarmen,
und er eine zitternde Bitte bloß.

Da hab ich ihm seine Himmel gegeben, –
und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand;
er lernte das Schweben, ich lernte das Leben,
und wir haben langsam einander erkannt ...

Seit mich mein Engel nicht mehr bewacht,
kann er frei seine Flügel entfalten
und die Stille der Sterne durchspalten, –
denn er muss meiner einsamen Nacht
nicht mehr die ängstlichen Hände halten –
seit mich mein Engel nicht mehr bewacht.

(Rainer Maria Rilke, 1898)














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4 Kommentare:

  1. Was für ein wundervolles Gedicht! Und die Ohrringe sind wie immer auch zauberhaft :-)
    Herzliche Grüsse zu dir.
    Nica

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  2. Immer wieder wunderschön und anmutig: der Holzschmuck, das Gedicht und die Fotos.
    Das vorletzte Foto erinnert mich an ein altes flämisches Gemälde aus "de gouden eeuw".
    Gruss me3ko

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  3. Ich liebe diese Zeilen von Rilke, die den Prozess des Loslassens und Freigebens beschreiben. Die Ohrhänger sind wieder bezaubernd und entzückend schön.
    Viele liebe Grüße, Synnöve

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  4. Rilke ist immer lesenswert, ein wunderbares Gedicht. Die Ohranhänger sind wunderschön, eine sehr saubere Arbeit.

    Ich wünsche euch zauberhafte Feiertage.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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