Mittwoch, 9. September 2015

In meinem wilden Herzen

Wunderliches Wort: die Zeit vertreiben!
Sie zu halten, wäre das Problem.
Denn, wen ängstigts nicht: wo ist ein Bleiben,
wo ein endlich Sein in alledem? -

Sieh, der Tag verlangsamt sich, entgegen
jenem Raum, der ihn nach Abend nimmt:
Aufstehn wurde Stehn, und Stehn wird Legen,
und das willig Liegende verschwimmt -

Berge ruhn, von Sternen überprächtigt; -
aber auch in ihnen flimmert Zeit.
Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt
obdachlos die Unvergänglichkeit.



Rainer Maria Rilke, Aus dem Nachlaß des Grafen C. W.









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2 Kommentare:

  1. Liebe Veronika, lieber Attila,
    so schön Gedicht, Bilder, Schmuck, so sehr aus unserer Zeit gefallen, dass ich einen tiefen Seufzer tun muss!
    Herzlichst
    Astrid

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  2. Hallo Ihr Beiden,
    ich mag dieses Gedicht von Rilke so sehr und habe sofort eine Stimme im Ohr, die sie spricht.
    Die geschwungenen Herzen sind zauberhaft und wunderbar ! Mögen sie in Hände gelangen, die sie zu schätzen wissen...
    Viele liebe Grüße, Synnöve

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